Tobias Keiling, Heidi Liedke, „Faultiere“

Dass es überhaupt überlebt hat und nicht ausgerottet wurde wie die Riesenschildkröte, der ebenso langsame Elefantenvogel in Madagaskar  ist ein Wunder.

Das Faultier ist einfach nicht weiter aufgefallen, wie die vielen faulen Landesbeamten in Berlin, die noch jeden Reformversuch („Verwaltungsreform“) locker überstanden Tatsächlich hängt das Faultier den größten Teil des Tages ab, bewegt sich kaum und ernährt sich – ökologisch nachhaltig – von Blättern. Es scheint insgesamt wenig ambitioniert und schläft viel. Wenn es mal wach ist, lächelt es milde. Tobias Keiling und Heidi Liedke verfolgen die Spur des Faulstiers in der europäischen Moralphilosophie, Natur- und Kulturgeschichte – und man lernt dort mehr über uns, über die groteske Überheblichkeit des Westens, die sich nicht zu schade war, von Linné bis Hegel, dieses Tier herabzuwürdigen, das doch eigentlich nett, faul, friedlich ist. Ganz anders als seine Spötter.

Faultiere: Ein Portrait

  • Autoren: Tobias Keiling, Heidi Liedke
  • Verlag: KiWi-Taschenbuch
  • 143 Seiten
  • ISBN: 978-3-7518-0210-9

Warum ist es was für Tachinieren?

Das Faultier hat eine erstaunliche Karriere hinter sich: Die Europäer entdecken in ihm heute ein Sinnbild für ein entschleunigtes Leben. Das ist neu. Der Name Faultier, den die arbeitsbesessenen Kolonisatoren dem Tier gaben, war als Schmähung gemeint, heute ist es eine Auszeichnung. Das Tier scheint sich den calvinistischen Anforderungen an eine methodische Lebensführung und Arbeitsmoral konsequent entzogen zu haben.

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