Vicki Baum „Liebe und Tod auf Bali“

Es gab einmal eine schöne Insel, in dem ein Volk im Einklang mit sich selbst und mit der Natur lebte. Dieses Volk richtete sein Leben nach eigenen Ritualen, Bräuchen und Sitten anstatt nach Arbeit.

Es glaubte an die Wiedergeburt, weswegen es den Tod mit Himmel und Hölle nicht als Endpunkt betrachtete. In diesem Land gab es Bauern und Radjas, Tempeltänzer und Schnitzer und sie alle waren in ihrem Glauben und in ihrem Leben fest verwurzelt. Das Land hieß Bali. Doch dann kamen die Holländer, deren Leben von anderen Ritualen, Bräuchen und Sitten geprägt war, vor allem aber von der Arbeit. Und die Holländer sahen es als ihre christliche Pflicht an, diese wilden balinesischen Kreaturen von falschen, barbarischen Regeln zu befreien. Leider hat dieses Märchen kein Happy End. Zumindest nicht für die Balinesen.

1937 erschien der berühmte Roman von Vicki Baum „Liebe und Tod auf Bali“, der bis heute besser als jeder Reiseführer die Insel beschreibt. Die Autorin, die dort selber mehrere Monate verbrachte, stützt sich in ihrem Buch auf Tatsachen, die sie in eine fesselnde Geschichte verpackt. Der Vorfall vom chinesischen Schiff, das vor einem Fischerdorf strandet und geplündert wird und ein Chinese, der vom Fürsten die Entschädigung fordert, bilden dabei den historischen Rahmen, der von der exotischen Kultur und fremden Lebenswelt ausgefüllt wird. So wird vom Bauern Pak erzählt, der sich eine zweite Frau sucht, und von seinen spektakulären Hahnenkämpfen. Oder von seiner Schwester Lambon, die als Tempeltänzerin ausgebildet wird, um am Ende eine von mehreren Nebenfrauen des Radjas zu werden. Der Leser folgt dem schönen Tänzer Raka, dem Liebling des Radjas, der aber von Lepra befallen wird und als Aussätziger endet. Vicki Baum fängt die unbestimmte Zeitlosigkeit ein, die die Balinesen an den Tag legen, deren Leben sich nach den anderen Dingen richtet: nach den Reisfeldern, die bestellt werden müssen, nach Häusern und Tempeln, die errichtet werden müssen, nach Opfergaben und Ritualen, wie Kulttänze, die durchgeführt werden müssen, um die Götter versöhnlich zu stimmen. Diese schöne Welt geht unter den holländischen Kolonisatoren und ihren Gewehren zugrunde und die Untergebenen wählen, zusammen mit dem Fürsten, einen Massenselbstmord, bevor sie sich beugen und ihre Traditionen verraten. Am Ende ist das Fischerdorf zerstört und der Fortschrittsglaube hat schon eine Kultur mehr auf dem Gewissen.

Ein zeitloses, lesenswertes Buch, getragen vom Respekt für eine andere, nichtwestliche Lebensweise.

Liebe und Tod auf Bali

  • Autorin: Vicki Baum
  • Verlag: KiWi-Taschenbuch
  • 528 Seiten
  • ISBN: 978-3-462-03799-9

Warum ist es was für Tachinieren?

„Die Götter haben Menschen nicht gemacht, damit sie arbeiten, bis sie vor Müdigkeit umfallen, sondern damit sie sich des Lebens freuen und dass sie Zeit haben, Feste auszurichten und genügend zu rasten.“

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