Gold, Gold, Gold

Der Goldpreis eilt von einem Rekord zum nächsten. Lohnt noch der Einstieg? Die Frage stellt sich dem Tachinierer nicht, denn gerade weil man auf lange Sicht mit Gold nichts falsch machen kann, ist es die ideale Geldanlage.

Zuletzt ging es Schlag auf Schlag. Am 20. März übersprang der Goldpreis erstmals die Marke von 2200 US-Dollar für die Feinunze (31,1 Gramm). Für Euroanleger notierte damit die Unze Gold erstmals oberhalb der 2000 Euro-Marke. Gold erlebt eine Rekordjagd. Doch was ist der Grund dafür?

Da gibt es einmal die naheliegenden ökonomischen Mechanismen: Die Aussicht auf sinkende Zinsen macht Gold automatisch wieder attraktiv. Niedrigere Zinsen sind positiv für Edelmetalle, die keine Zinsen abwerfen. Sie werden im Vergleich zu anderen Anlagen wie Anleihen attraktiver. Hinzu kommen die relativ moderaten Wirtschaftsdaten der USA, die die Erwartung schüren, dass die amerikanische Zentralbank Fed im Juni erstmals die Zinsen um 25 Basispunkte (0,25 %) senken wird. Auch die Entwicklung an der Inflationsfront spricht für eine Lockerung der Zinsen.

Seit Jahrtausenden ist Gold ein Symbol für Wertbeständigkeit, Unveränderlichkeit und Glanz und passt ideal in die Anlagephilosophie des Tachinierers: Gold verschafft ihm Freiheit, Sicherheit und er braucht sich nicht darum zu kümmern.

Gold hat zudem alle Skeptiker überrascht, die angesichts des Hypes um Krypto-Assets wie Bitcoin, die sich gern als Goldersatz positionieren, schon das Ende des gelben Edelmetalls heraufbeschworen hatten. Denn in den letzten 20 Jahren war die Rendite von Gold beeindruckend. Sie lag mit durchschnittlich 8,3% pro Jahr sogar höher als die Rendite des Deutschen Aktienindex DAX. Die Gesamtrendite lag bei 396,1 Prozent. In diesen 20 Jahren ist Gold in 14 Jahren gestiegen und nur in 6 Jahren gefallen. Noch vor drei Jahren waren viele Ökonomen überzeugt, dass Gold, spätestens nach dem Ende der Niedrigzinsphase, an Attraktivität verlieren würde, wenn die Zinsen wieder steigen. Es kam anders. Mit dem Anstieg der Renditen am Zinsmarkt stiegen auch die Notierungen am Goldmarkt. Denn die Investoren schätzten das Gold als Risikoabsicherung für ihr Vermögen. Die derzeitige Polykrise – wo Russland mit der NATO einen Proxykrieg in der Ukraine führt, der Nahostkonflikt schwelt und die USA-China-Rivalität die Globalisierung gefährdet – drängt viele Anleger zur Vorsicht. Gold erscheint als letzte Rückversicherung im Depot gegen die großen Katastrophen auf der Welt. In unruhigen Zeiten kann man für Gold Dinge bekommen, die es dann für Papiergeld nicht mehr gibt (bei Bitcoin muss nur der Strom ausfallen).

Mit Gold kann man auf lange Sicht nichts falsch machen

Viele Währungen und Staaten haben wir schon kommen und gehen sehen – Deutschland meldete allein seit 1918 viermal Bankrott an. Auch Aktiengesellschaften haben eine begrenzte Lebensdauer. Gold aber ist in allen Hochkulturen der Welt seit jeher geschätzt und hoch bewertet worden. Am Hofe der Pharaonen trug man schwere Goldperücken, bei den Inkas goldene Armreifen, in vielen Kulturen gibt es Götterstatuen aus Gold und nicht zuletzt wurde Jesus mit Weihrauch, Myrrhe und Gold beschenkt. Seit Jahrtausenden ist es ein Symbol für Wertbeständigkeit, Unveränderlichkeit und Glanz. Goldmünzen verloren auch in Krisen- und Inflationszeiten nie im selben Ausmaß an Wert wie Papiergeld. Wenn Zentralbanken vom Goldstandard abgingen, war das stets ein Zeichen von Geldentwertung und Überschuldung. Heute kommt hinzu, dass Gold auch ein international handelbares Zahlungsmittel ist – noch mehr: Gold ist anonym, wie Bargeld. In Indien kann man Gold ebenso in lokale Währung tauschen wie in Brasilien.

Gold ist die ideale Geldanlage: Kein hektisches Rein und Raus, kein banger Blick auf die Dividende, keine Angst vor kurzfristigen Kurskorrekturen, sondern die Gewissheit, mit dem Goldbesitz langfristig nichts falsch machen zu können.

Der Kauf von Gold passt also in die Anlagephilosophie des Tachinierers: Es verschafft ihm Freiheit, Sicherheit und er braucht sich nicht darum zu kümmern. Er sollte es nur physisch in kleinen Einheiten wie Münzen oder Barren kaufen, denn nur so läßt sich der Notgroschen auch im Falle eines Verbots sicher dem Zugriff des Staates entziehen. Wenn es ernst wird, kennen die Staaten nämlich wenig Erbarmen. So wurde in Deutschland der private Goldbesitz bereits 1923 eingeschränkt und erst nach 1955 wieder erlaubt. Dass Gold wertbeständig ist und ein anonymes Zahlungsmittel, scheint dem Tachinierer also wichtiger, als ob es aktuell günstig oder teuer ist. Die Frage nach dem Einstiegskurs ist eher zweitrangig.

Dennoch ist die Frage berechtigt, ob man ausgerechnet auf dem Höhepunkt einer Goldhausse in Gold investieren soll. Die Antwort hängt davon ab, wie man die künftige Kursentwicklung sieht. Geht es wieder abwärts oder weiter aufwärts? Die großen Notenbanken jedenfalls kaufen weiter zu, sie zählen nach wie vor zu den bedeutendsten Akteuren auf dem Markt und besitzen den größten Teil der weltweiten Goldbestände von 35.500 Tonnen. Am meisten bunkern die USA mit über 8100 Tonnen, gefolgt von Deutschland mit 3350 Tonnen. Die Bundesbank hat übrigens in einem „Goldschatzkrimi“ die Hälfte ihrer Goldreserven aus Paris und New York zurückgeholt. Bundesbankpräsident Joachim Nagel, der im Vorjahr einen Verlust in Höhe von fast 22 Milliarden Euro verbuchen musste, weil er auf einem riesigen Berg von aufgehäuften Staatsanleihen sitzt, betont, dass er zu keinem Zeitpunkt darüber nachgedacht habe, auch nur ein Gramm des Bundesbankgoldes, das über 200 Milliarden Euro wert ist, zu verkaufen. Zuletzt traten auch die russische und die chinesische Zentralbank (Platz 5 und 6 unter den großen Goldnationen) immer wieder als Käufer auf. Es spricht also viel dafür, dass Gold seine Stellung als Wertmesser, Substanzwert und Zahlungsmittel behalten und ausbauen wird.

Schön für den Tachinierer, dessen Gemüt ideal zur Goldanlage passt: Kein hektisches Rein und Raus, kein banger Blick auf die Dividende, keine Angst vor kurzfristigen Gewinnmitnahmen auf dem Rekordhoch, sondern die Gewissheit, mit dem Goldbesitz langfristig nichts falsch machen zu können. Die Frage nach dem richtigen Einstiegs- oder Ausstiegskurs stellt sich ihm erst gar nicht.

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